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Weinbewertungen: Entscheidungshilfe oder Augenwischerei?

Weinbewertungen: Entscheidungshilfe oder Augenwischerei?

Geschrieben von Miriam Schröer am .

Zuletzt aktualisiert am 20. Januar 2024.

Punkte, Sterne und Siegel verstehen und zunutze machen

Die Welt der Punkte, Sterne, Gläser, Kronen, mit denen Weine bewertet werden, ist so vielfältig wie ein komplexes Weinbouquet. Alle diese Zahlen und Symbole vermitteln den Eindruck, als wären sie das Maß aller Dinge und ein auf exakten und messbaren Kriterien basierendes Urteil. Aber steckt hinter diesen scheinbar objektiven Bewertungen letztlich nicht immer nur die subjektive Meinung eines Verkosters, oder des Durchschnitts mehrerer Bewertungen?

In diesem Artikel begeben wir uns in das Labyrinth der Weinbewertungen. Wer sind überhaupt diese Experten, die uns mit ihren Punkten und Sternen den Weg durch die Weinregale weisen wollen? Wie sollen wir als Weinliebhaber die vielfältigen Symbole entschlüsseln und verstehen? Und wie viel Sinn machen diese Bewertungen wirklich für den durchschnittlichen Weintrinker?

Wie werden Weine bewertet?
Wer sind die Weinbewerter?
Warum werden Weine bewertet?
Bewertungsschemata: Punkte, Sterne und Co.
Nützen Weinbewertungen dem Weintrinker?

Wie werden Weine bewertet?

Seriöse Weinbewertungen basieren auf festgelegten Kriterien. Es handelt sich dabei um sensorische Prüfungen, also mithilfe unserer Sinnesorgane. Hier passiert also nichts anderes, als das, was auch du bei einer Weinverkostung machst – außer dass die Sinne der Profis höchstwahrscheinlich besser geschult sind 😉
Die wichtigsten Bewertungskriterien für die Weinqualität und -charakteristik sind:

  • Fehlerfreiheit:
    Der Wein muss frei von Fehlern oder unerwünschten Aromen sein.
  • Aroma:
    Das ist das Bouquet oder die „Nase“ eines Weins. Bewertet werden hier Duftnoten, die aus der Trauben selbst stammen und/oder durch den Weinherstellungsprozess entstehen. Juroren bewerten die Intensität, Komplexität und Harmonie der Aromen.
  • Geschmack:
    Der Geschmack umfasst den Gesamteindruck des Geschmacksprofils. Darunter fällt neben schmeckbaren Komponenten vor allem auch die Struktur des Weins. Das Buzzword hier ist Harmonie: Für die Bewertung der Weinqualität ist die Gesamtbalance ausschlaggebend.
    So achtet der Weinprüfer auf:
  1. Süße beschreibt den (Rest-)Zuckergehalt im Wein. Von trocken (wenig bis gar kein Restzucker) bis süß (erheblicher Restzucker) gibt es beim Wein eine große Bandbreite. Dabei ist die Beurteilung der Süße abhängig von der Wahrnehmung im Verhältnis zur Säure und anderen Geschmackselementen. Ein guter Wein zeichnet sich durch eine gute Balance zwischen Süße und Säure aus.
  2. Säure im Wein ist verantwortlich für den frischen Geschmack und die Lebendigkeit des Weins. Auch die Säure sollte sich nicht in den Vordergrund drängen, sondern in einem schönen Gleichgewicht mit den anderen Geschmackskomponenten stehen.
  3. Alkohol: Zu viel davon kann einen Wein unausgewogen oder brandig erscheinen lassen, zu davon lässt den Wein schnell dünn wirken. Ein ausgewogener Alkoholgehalt, der gut in die Gesamtstruktur des Weins integriert ist, ist ein wichtiges Kriterium für die Qualität.
  4. Körper beschreibt das Mundgefühl eines Weins, wie „schwer“ sich der Wein auf der Zunge und am Gaumen anfühlt. Ein Wein kann leicht, mittelkräftig oder kräftig im Körper sein, abhängig von Faktoren wie Alkoholgehalt und Extraktgehalt. Der Körper des Weins sollte zur übrigen Struktur passen.
  5. Abgang: Bezeichnet die Dauer und Intensität der Geschmacksnoten nach dem Schlucken. Wie lange ist der Geschmack des Weins noch wahrnehmbar? Ein lang anhaltendes Finish wird in der Regel mit hoher Qualität in Verbindung gebracht.
  6. Geschmack: Nachdem die strukturellen Komponenten abgehakt sind, geht es nun an die Prüfung dessen, wonach der Wein schmeckt. Hier geht es darum zu bewerten, welche geschmacklichen Nuancen (fruchtig, vegetabil, mineralisch, usw.) man wahrnimmt, wie viele das sind und wie intensiv und präzise diese sind.
  • Komplexität:
    Je mehr Aromen und Geschmackskomponenten sich im Wein wiederfinden und je intensiver diese wahrnehmbar sind, desto höher wird ein Wein bewertet werden. Je höher die Weinqualität ist, desto vielschichtiger und dichter sind in der Regel auch die Aromen und Geschmacksnoten. Komplexe Weine bieten eine breite Palette an sensorischen Erfahrungen.
  • Typizität:
    Damit wird beurteilt, wie gut ein Wein die charakteristischen Merkmale seiner Rebsorte oder der Herkunftsregion widerspiegelt.
  • Harmonie:
    Zu guter letzt wird das Augenmerk darauf gerichtet, wie gut die verschiedenen Komponenten des Weins miteinander verschmelzen und eine angenehme Gesamterfahrung bieten.

Anhand der Beobachtungen zu den einzelnen Kriterien kommt der Verkoster zu einem Urteil. Dieses sollte immer möglichst objektiv ausfallen. Natürlich kommt es vor, dass ein Verkoster einen Wein oder Weinstil persönlich nicht besonders mag oder ihm dieser nicht schmeckt. Nichtsdestotrotz wird ein professioneller Koster alle Komponenten objektiv betrachten und eine faire Bewertung abgeben. Ganz ausschließen, dass die eigene subjektive Wahrnehmung einfließt, kann man dennoch nicht.

Wer sind die Weinbewerter?

Von wem werden nun die Bewertungen abgegeben? Oft sind es verschiedene Personengruppen, die unterschiedliche Hintergründe und Erfahrungen im Bereich Wein haben. Das macht insofern Sinn, als dass ein Koster von der Produzentenseite, etwa ein Winzer oder Önologe, beim Verkosten eines Weins möglicherweise anders gelagerte Maßstäbe anlegt oder einen anderen Fokus hat als ein Koster von der Vertriebsseite wie etwa ein Sommelier oder ein Weinjournalist. Da bei großen Bewertungen die Weine immer von einem Panel an Kostern geprüft werden, ist im Durchschnitt der Verkostungsergebnisse eine gewisse Objektivität gegeben.

  • Weinjournalisten: erfahrene Weinexperten, Journalisten und Autoren, die regelmäßig Weine verkosten und ihre Meinungen in Print- oder Online-Medien teilen.
  • Sommeliers: sind für die Zusammenstellung von Weinkarten in Restaurants und das Food Pairing verantwortlich. Sie haben umfangreiche Kenntnis von Wein und sind darin geschult, Weine zu bewerten und Empfehlungen auszusprechen.
  • Winzer und Önologen: erkennen aus der Herstellerperspektive oft sehr exakt, warum ein Wein genau so schmeckt wie er schmeckt und was dafür bei der Produktion getan oder auch unterlassen wurde. Die Herangehensweise dieser Koster ist oft „technischer“ und weniger emotional behaftet.
  • Amtlich geprüfte Verkoster: haben eine amtliche Kosterprüfung abgelegt. Sie nehmen unter anderem an Weinbeurteilungen teil, bei denen es darum geht, ob ein Wein eine staatliche Prüfnummer erhält.
  • Weinkritiker: Einflussreiche Persönlichkeiten, die durch ihre Weinbewertungen und Empfehlungen einen großen Einfluss auf den Markt haben. Namen wie Robert Parker oder Jancis Robinson hast du möglicherweise schon mal gehört.
  • Weinblogger teilen ihre persönlichen Erfahrungen und Meinungen zu Weinen auf Blogs oder in sozialen Medien. Sie haben nicht immer einen professionellen Hintergrund und gelegentlich eine informelle, dafür aber umso leidenschaftlichere Herangehensweise an Weinbewertungen.
  • Weintrinker-Communities: Gruppen von Weinliebhabern, die ihre individuellen Bewertungen und Empfehlungen in Online-Foren oder persönlichen Zusammenkünften austauschen. Diese Bewertungen sind oft geprägt von verschiedenen Geschmackspräferenzen und Erfahrungen.

Merke: Auch wenn nach festgelegten Bewertungskriterien gearbeitet wird, können die Perspektiven und Präferenzen der verschiedenen Bewerter und Bewertergruppen variieren. Das kann dann durchaus zu unterschiedlichen Bewertungen für ein und denselben Wein führen.

Weinbewertungen können eine nützliche Einkaufshilfe sein

Warum werden Weine bewertet?

Die Bewertung von Weinen erfüllt verschiedene Zwecke für Erzeuger, Verbraucher und Medien:

1. Erzeuger:

  • Qualitätsbewertung: Für Produzenten ist die Bewertung ihrer Weine eine Anerkennung ihrer Arbeit und ein Qualitätsnachweis. Positive Bewertungen können das Renommée eines Weinguts steigern und den Absatz fördern.
  • Vermarktung: Weine mit guten Bewertungen haben eine höhere Chance, im Markt wahrgenommen zu werden. Die Auszeichnung von Weinen mit hohen Punktzahlen kann als Verkaufsargument dienen und die Aufmerksamkeit der Käufer (Händler, Gastronomen und Endverbraucher) auf sich ziehen.

2. Verbraucher:

  • Orientierungshilfe: Für den Konsumenten bieten Weinbewertungen eine Orientierungshilfe im Weinregal. Insbesondere wenn du noch keine tiefergehende Kenntnis über Wein hast, kann eine Bewertung als Anhaltspunkt dienen, qualitativ hochwertige Weine zu identifizieren.
  • Entscheidungshilfe: Weinbewertungen können dich bei der Kaufentscheidung unterstützen, indem sie dir helfen, Weine basierend auf deinen eigenen Geschmacksvorlieben auszuwählen. Die Weinbeschreibungen bieten eine Art Vorschau auf das, was du im Wein erwarten kannst.

3. Medien:

  • Informationsvermittlung: Über Weinbewertungen vermitteln Weinmedien ihren Lesern Informationen zu neuen oder bemerkenswerten Weinen. Mit der Veröffentlichung von Weinbewertungen tragen Medien dazu bei, die Vielfalt der Weinszene zu präsentieren und Weinliebhaber auf dem Laufenden zu halten.
  • Generierung von Aufmerksamkeit: Medien verwenden Weinbewertungen auch dazu, um Leser anzusprechen und Aufmerksamkeit zu erregen. Hohe Bewertungen oder besondere Auszeichnungen sind interessant für viele Leser und führen zu höheren Auflagenzahlen oder Klickraten.

Ein paar Informationen zur Geschichte und zur Entwicklung von Weinbewertungen findest du hier.

Bewertungsschemata – Punkte, Sterne und Co.

Jetzt aber mal konkret: was bedeuten nun alle die Punkte, Sterne, Kronen & Co.? Ich habe dir hier mal eine Auflistung der gängigsten Bewertungssysteme für Wein zusammengestellt.

100-Punkte-System

Das 100-Punkte-System ist eines der bekanntesten und weltweit am weitesten verbreitet. Weine werden hier auf einer Skala von 0 bis 100 Punkten1 bewertet, wobei höhere Punktzahlen eine höhere Qualität oder Wertigkeit repräsentieren. Dieses System wurde maßgeblich von Weinjournalisten wie Robert Parker bekannt gemacht. Die Bewertungsbereiche schlüsseln sich wie folgt auf:

  • 95-100 Punkte: Außergewöhnlich
  • 90-94 Punkte: Hervorragend
  • 85-89 Punkte: Sehr gut
  • 80-84 Punkte: Gut
  • 70-79 Punkte: Durchschnittlich
  • Unter 70 Punkte: Unterdurchschnittlich bis mangelhaft

Die Vorteile dieses Systems liegen in seiner Präzision und Differenzierung. Allerdings besteht die Gefahr, dass Verbraucher zu sehr auf einzelne Punktzahlen fixiert sind und die persönlichen Präferenzen des Kritikers nicht berücksichtigt werden.

20-Punkte-System

Eine andere Variante ist die 20-Punkte-Skala, bei der Weine in Schritten von 0,5 Punkten bewertet werden. Eine typische Bewertungsaufteilung ist:

  • 17,5-20 Punkte: Außergewöhnlich
  • 15-17,4 Punkte: Hervorragend
  • 12,5-14,9 Punkte: Sehr gut
  • 10-12,4 Punkte: Gut
  • 5-9,9 Punkte: Unterdurchschnittlich bis mangelhaft

Dieses System bietet eine gewisse Feinabstimmung und wird von einigen internationalen Weinkritikern verwendet, wie zum Beispiel Jancis Robinson. Das System ist weniger verbreitet als das 100-Punkte-System, ermöglicht aber nach Meinung vieler Weinkritiker eine genauere Bewertung.

Bewertung mit Sternen, Kronen, Gläsern…

Das Sterne-Bewertungssystem ist eine vereinfachte Methode, bei der Weine eine bestimmte Anzahl von Sternen erhalten. Die Anzahl der Sterne variiert je nach System und Medium, üblicherweise von 1 bis 5 Sternen (oder auch Kronen, Gläsern und anderen Symbolen). Hierbei gilt:

  • 5 Sterne: Hervorragend
  • 4 Sterne: Sehr gut
  • 3 Sterne: Gut
  • 2 Sterne: Akzeptabel
  • 1 Stern: Unterdurchschnittlich bis mangelhaft

Diese Methode ist weniger nuanciert als die Punkte-Systeme, bietet aber eine schnelle und leicht verständliche Orientierung für Weinfreunde.

Empfehlungen und qualitative Beschreibungen

Alternativ gibt es noch Weinempfehlungen und qualitative Beschreibungen ohne Wertungen. Hierbei liegt der Fokus auf einer detaillierten Beschreibung der sensorischen Eigenschaften und des Charakters des Weins. Eine Bewertung anhand von Punkten oder Symbolen findet nicht statt, die Interpretation der Beschreibung und die eigentliche Wertung wird dem Konsumenten überlassen.

Behalte bei allen Punkten, Sternen, Kronen in Weinbewertungen immer deine persönlichen Vorlieben im Auge.

Vorteile und Nachteile der verschiedenen Bewertungssysteme

Ob nun das eine oder das andere Bewertungssystem besser oder schlechter ist, lässt sich nicht pauschal beantworten. Hier kommt es letztlich auf deine persönlichen Präferenzen an. Einige bevorzugen die präzise Quantifizierung durch Punkte oder Sterne, während andere die genauen Ausführungen der qualitativen Beschreibung schätzen.
Da beide Ansätze nebeneinander existieren, bieten sie dir auf jeden Fall unterschiedliche Perspektiven und Ansatzpunkte für deine Weinentdeckungen.

Vor- und Nachteile der gängigen Weinbewertungssysteme:

1. Die Punkte-Systeme:

Vorteile:

  • Präzision: Die Skala von 0 bis 100 oder von 0 bis 20 ermöglicht eine präzise Bewertung. Feine Unterschiede zwischen Weinen können herausgestellt werden.
  • Internationaler Standard: Sowohl das 100-Punkte-System als auch das 20-Punkte-System sind weit verbreitet und international anerkannt. Der Vergleich verschiedener Weine aus vielen Regionen wird damit erleichtert.

Nachteile:

  • Subjektivität: Die numerische Skala erweckt den Anschein von Objektivität. Die Eindrücke der einzelnen Koster sind jedoch immer subjektiver Natur und hängen von den individuellen Geschmackserfahrungen und auch -vorlieben des Kritikers ab.
  • Simplifizierung: Feine Nuancen im Wein werden in einem einzigen Zahlenwert zusammengefasst.
  • Missverständnisse: Bei der reinen Fixierung auf hohe Punktzahlen kaufst du möglicherweise an deinen eigenen Präferenzen vorbei.

2. Systeme mit Sternen, Kronen, etc.:

Vorteile:

  • Einfachheit: Die Symbole bieten eine einfache und leicht verständliche Skala, die schnell Orientierung gibt.
  • Klarheit: Die Anzahl der Sterne ermöglicht eine klare Unterscheidung zwischen verschiedenen Weinqualitäten.
  • Übersichtlichkeit: Du kannst auf einen Blick erkennen, wo ein Wein in der Hierarchie steht.

Nachteile:

  • Begrenzte Feinheit: Das Symbol-System ist grobmaschiger und kann feine Nuancen in Weinen nciht abbilden.
  • Subjektivität: Wie bei den Punkte-Systemen bleibt die Bewertung subjektiv, und verschiedene Kritiker können unterschiedliche Sternevergaben für denselben Wein haben.
  • Keine internationale Einheitlichkeit: Es gibt keine einheitlichen Kriterien für die Vergabe von Sternen und Co. Das Vergleichen von Weinen ist so nur schwer möglich.

3. Beschreibungen ohne Wertung:

Vorteile:

  1. Subjektive Freiheit: Da es keine festen Bewertungskriterien gibt, haben Verkoster die Freiheit, ihre Eindrücke in freierer Form auszudrücken. Dies ermöglicht eine individuellere und kreative Beschreibung des Weins.
  2. Fokus auf Nuancen: Qualitative Beschreibungen betonen oft Nuancen und komplexe Aromen des Weins. Sie geben dir meist einen tieferen Einblick in die sensorischen Aspekte als eine Punktebewertung.
  3. Persönlicher Bezug: Wenn du dich mit den Vorlieben und Beschreibungen eines Kritikers identifizieren kannst, sind Weinempfehlungen ohne Punktzahlen dir eine gute Unterstützung beim Weinkaufen.

Nachteile:

  1. Mangelnde Vergleichbarkeit: Ohne Punktzahlen ist es meist schwierig, Weine objektiv zu vergleichen – insbesondere dann, wenn die Beschreibungen stark von persönlichen Vorlieben und Erfahrungen geprägt sind.
  2. Klarheit und Konsistenz: Im Gegensatz zu einem Bewertungssystem nach Punkten bieten Weinbeschreibungen keine klare, quantitative Messgröße für die Qualität eines Weins.

Welches Bewertungssystem man selbst präferiert, hängt sehr stark von den persönlichen Vorlieben und Gewohnheiten ab. Fakt ist: jedes System hat seine Vor- und Nachteile und keine Bewertung kann für sich in Anspruch nehmen, absolut objektiv zu sein.

Nützen Weinbewertungen dem Weintrinker?

Sind die Weinbewertungen für uns als Konsumenten überhaupt vertrauenswürdig und brauchbar?
Wenn du ein paar Dinge beachtest, können Weinbewertungen und Weinbeschreibungen dir eine gute Unterstützung bei der Auswahl von Wein sein:

  • Betrachte eine einzelne Weinbewertung immer als eine von vielen Informationsquellen.
  • Konsultiere, wenn möglich, mehrere Quellen. Das können Weinbewertungen sein, Weinbeschreibungen von Winzern, Händlern, Weinkritiken in Print- und Online-Magazinen, Weinblogs, Meinungen und Erfahrungen befreundeter Weinliebhaber und vieles mehr.
  • Besuche Weinpräsentationen und Weinproben und probiere viele Weine. So ,erkennst du deinen eigenen Geschmack und kannst diesen schulen und weiterentwickeln.
  • Stelle bei der Auswahl von Weinen immer deine eigenen Erfahrungen und geschmacklichen Vorlieben über eine Punktzahl aus einer Bewertung.

Hinterfrage Bewertungen auch durchaus kritisch:

  • Der eigene Geschmack ist individuell und basiert auf deinen persönlichen Vorlieben. Was einem (oder auch vielen) professionellen Weinkostern gefällt, muss nicht zwangsläufig deinem eigenen Geschmack entsprechen.
  • Die Umstände, unter denen ein Wein bewertet wird, können die Bewertung beeinflussen. Ein Wein, der allein für sich genommen bewertet wird, kann anders schmecken als in Kombination mit Speisen.
  • Ist der Bewerter oder die Quelle glaubwürdig? Hinterfrage, ob ein Weinkritiker oder ein Medium möglicherweise von persönlichen Vorlieben, Markenpräferenzen oder sogar Interessenkonflikten beeinflusst sein könnte.
  • Nach welchen Kriterien geht der Bewerter vor? Stimmen die Bewertung und die angelegten Kriterien mit deinen eigenen Vorlieben überein?

Weinbewertungen und Weinbeschreibungen von Profis sind also nicht der Weisheit letzter Schluss. Sie können dir als praktischer Leitfaden dienen, aber letztendlich ausschlaggebend ist dein individueller Geschmack. Je besser du deine eigenen geschmacklichen Vorlieben kennst, desto besser kannst du auch Weinbewertungen „lesen“ und für deine Zwecke nutzen.
Vielleicht stellst du fest, dass die Weinbewertungen eines bestimmten Weinkritikers oder Mediums für dich immer wieder gut funktionieren. Dann scheinen diese deinen eigenen Geschmack gut widerzuspiegeln und sind für dich ein guter Anhaltspunkt.
Im Gegenzug dazu hast du vielleicht mit den Bewertungen anderer Kritiker oder Medien keine so guten Erfahrungen – sei es, weil diese einen Wein aus deiner Sicht zu hoch oder zu niedrig bewertet haben. Auch diese Kritiken sind nützlich. Auf lange Sicht kannst du nämlich die Bewertungen in Relation setzen und weißt: „Aha, Kritiker XY liegt für meinen Geschmack immer etwas zu hoch“. Dann kannst du für dich diese Bewertungen entsprechend herunter (oder herauf) regulieren.
Ich selbst setze auch auf eine Mischung aus Bewertungen verschiedener Medien und persönlicher Erfahrung. Und vergiss auch die Experimentierfreude nicht: Es gibt viele großartige Weine, die nicht im Rampenlicht stehen und für die du möglicherweise keine Bewertung finden kannst.

Wie sind deine eigenen Erfahrungen mit Weinbewertungen? Nutzt du sie als Hilfe bei der Kaufentscheidung? Welche Bewertungen funktionieren für dich gut und welche weniger gut? Warst du schon enttäuscht, nachdem du einen Wein aufgrund einer hohen Punktezahl gekauft hast?

Grundlegende Kenntnisse der Weinsensorik machen es dir übrigens viel einfacher, Weinbewertungen für deine Zwecke zu interpretieren und zu nutzen. Erfahre in einem Workshop, was qualitativ hochwertige Weine ausmacht.

  1. Du wirst in der Praxis keine Weinbewertung mit 0 Punkten finden. Es gilt eine Untergrenze von 50 Punkten. Ein mit bis zu 75 Punkten bewerteter Wein weist einen mehr oder weniger ausgeprägten Fehler auf. Gewisse Mängel werden (bei einfacheren Weinen und in geringer Ausprägung) zwar toleriert, bei Qualitätsweinen aber keinesfalls. Gute Weinqualitäten starten erst über der Grenze von ca. 80 Punkten. ↩︎

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