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Alkoholfreier Wein: Ein Lifestyle-Phänomen im Aufschwung

Alkoholfreier Wein: Ein Lifestyle-Phänomen im Aufschwung

Geschrieben von Miriam Schröer am .

Zuletzt aktualisiert am 6. Januar 2024.

Warum alkoholarme Weine boomen und mittlerweile eine wirkliche Alternative sind

Da du diesen Blog liest, genießt du wahrscheinlich gelegentlich gern ein Glas Wein. Aber es gibt vielleicht auch Momente, in denen du auf Alkohol verzichten möchtest oder musst. Vielleicht machst du auch mit beim Dry January. Wenn du dann nicht bei geschmacksneutralem Wasser sitzen magst und Fruchtsäfte oder Limonaden dir zu süß sind, dann kann alkoholfreier Wein eine Alternative sein.

In diesem Blogartikel möchte ich dir vorstellen, was alkoholfreier Wein eigentlich ist und wie er hergestellt wird. Außerdem schauen wir uns an, wie du Stolperfallen beim Verkosten vermeidest.

Alkoholfreier Wein: warum?
Alkoholfreier Wein – wie geht’s?
Vakuum-Extraktion, Vakuum-Destillation, Umkehrosmose, Kaltfiltration, Schleuderkegelkolonne
Alkoholfreier Wein – wie schmeckt’s?

Alkoholfreier Wein – warum?

Es ist nicht zu übersehen: Alkoholfreier Wein hat in den letzten Jahren enorm an Popularität gewonnen und findet immer mehr Anhänger.
Neben offensichtlichen Motiven für alkoholfreien Genuss wie dem Lenken eines Fahrzeugs oder einer Schwangerschaft gibt es noch andere Gründe, warum sich immer mehr Menschen – gelegentlich oder dauerhaft – für alkoholfreien Wein entscheiden. Hier sind einige der Überlegungen, aufgrund deren immer mehr Genießer auch mal zu entalkoholisiertem Wein greifen:

A. Gesundheitliche Aspekte:

  1. Alkoholverzicht aus gesundheitlichen Gründen
    Medikamente und Alkohol sind in der Regel kein besonders gutes Pairing. So werden Menschen, die aufgrund einer Erkrankung zeitweise oder dauerhaft Medikamente einnehmen müssen, zu alkoholfreien Getränken greifen. Andere möchten ganz allgemein ihre Gesundheit verbessern und entschließen sich zu einer Reduzierung des Alkoholkonsums.
  2. Schwangerschaft
    Dass der Konsum von Alkohol während einer Schwangerschaft tabu sein sollte, hat sich ja wahrscheinlich herumgesprochen. Aber auch für werdende Mütter gibt es mehr Auswahl als Wasser oder süße Fruchtsäfte. Alkoholfreier Wein ist eine Alternative, um stilvoll anzustoßen.

B. Soziale und kulturelle Gründe:

  1. Fasten
    „Mach‘ mal Pause“, könnte das Motto während des Fastens lauten. Wer fastet, sei es aus religiösen Gründen, um Gewicht zu verlieren oder um eingefahrene Gewohnheiten aufzubrechen, der übt Verzicht. So werden in der Fastenzeit klassischerweise Alkohol, Süßigkeiten oder auch der Handykonsum reduziert oder ganz weggelassen. Mit alkoholfreiem Wein hältst du deine Fastenvorsätze ein. Vielleicht fällt dir das Durchhalten sogar leichter, wenn du dir ab und zu ein Glas gönnst.
  2. Soziale Anlässe
    Ob Familienzusammenkünfte, Klassentreffen, Geburtstage oder andere gesellige Veranstaltungen – nicht wenige Gäste reisen mit dem eigenen Auto an. Beim Anstoßen mit alkoholfreiem Wein muss kein Autofahrer ein schlechtes Gewissen haben. Und ein Glas Wein vermittelt in unserem Kulturkreis einfach mehr Geselligkeit als ein Glas Wasser.

C. Geschmack:

  1. Geschmack
    Sind wir mal ehrlich: es gibt Menschen, die keinen Wein mögen. Ja, ich weiß – für Wein-Nerds kaum zu glauben, ist aber so 😉 Manchen schmeckt auch einfach Alkohol in jedweder Form nicht. Du hast einen Freund, der das so empfindet? Vielleicht wäre ein alkoholfreier Wein eine interessante neue Erfahrung für ihn.
  2. Mit den modernen Methoden der Entalkoholisierung von Wein kommen alkoholfreie Weine den herkömmlich erzeugten, alkoholhaltigen Weinen in Bezug auf Geschmack und Aroma schon recht nah. So musst du, auch wenn du alkoholfei bleiben möchtest, nicht auf den Geschmack von Wein verzichten.
  3. Sortenvielfalt und Aromen
    Alkoholfreie Weine gibt es mittlerweile in einer beeindruckend breiten Palette von aromatischen Weißweinen bis fruchtigen Rotweinen. Alkoholfreie Schaumweine sind hier nicht zu vergessen!

Unabhängig von den oben genannten Beweggründen bietet alkoholfreier Wein eine interessante Alternative und erfreut sich einer stetig wachsenden Fangemeinde.
Das liegt sicher auch daran, dass sich das Konsumverhalten in den letzten Jahrzehnten grundsätzlich geändert hat. Statistisch gesehen geht der Pro-Kopf-Verbrauch von Wein kontinuierlich zurück. Jüngere Generationen trinken anders, und das heißt oft eben auch alkoholfrei. Wenn du eine Party schmeisst, kannst du die Nicht- oder Selten-Weintrinker mit alkoholfreiem Wein abholen und den Experimentierfreudigen eine spannende Alternative anbieten.

Verzichten aus egal welchem Grund: Alkoholfreie Weine versprechen trotzdem Genuss.

Alkoholfreier Wein – was ist das eigentlich?

Alkoholfreier Wein ist, wenn man es genau nimmt, entalkoholisierter Wein. Das heißt, einem fertigen Wein wird nach der Gärung der enthaltene Alkohol wieder entzogen. Hierzu gibt es verschiedene Verfahren, von denen einige weiter unten erläutert sind.

Per Gesetz darf ein Wein als „alkoholfrei“ bezeichnet werden, wenn er maximal 0,5 Volumenprozent Alkohol aufweist. Daneben gibt es auch so genannten „alkoholarmen“ Wein; dieser darf zwischen 0,5 und 5 Volumenprozent Alkohol haben.
Wusstest du eigentlich, dass gar nicht wenige Lebensmittel Alkohol enthalten, für die keine Deklarationspflicht besteht? Der Alkoholgehalt von ein paar davon ist sogar höher als bei entalkoholisiertem Wein.

Alkoholfreier Wein – wie geht’s?

Wie kriegt man nun den Alkohol überhaupt aus dem Wein heraus?
Ziel ist stets, dem Wein den Alkohol, dabei aber möglichst wenig Aromastoffe zu entziehen. Die Krux ist nämlich, dass bei allen Verfahren nicht nur der Alkohol entfernt wird, sondern gleichzeitig damit auch mehr oder weniger Aroma abhanden kommen kann.
Um alkoholfreien Wein herzustellen, bedient man sich verschiedener Methoden. Weit verbreitet sind zum Beispiel Verfahren wie Vakuumdestillation und Umkehrosmose. Die aktuell besten Ergebnisse, was die Aromatik der entalkoholisierten Produkte angeht, soll man mit dem sehr viel teureren Verfahren der Schleuderkegelkolonne (Spinning Cone Column) erzielen.
Durchgeführt wird diese Entalkoholisierung in der Regel nicht vom Produzenten des Weins selbst, sondern von darauf spezialisierten Dienstleistern.

Neu ist die Entalkoholisierung von Wein übrigens nicht: Bereits vor über 100 Jahren erfand Carl Jung aus dem Rheingau ein Verfahren, um Wein den Alkohol zu entziehen. Er war überzeugt davon, dass Weintrinker genießen sollten, aber dafür nicht unbedingt Alkohol konsumieren müssten. Mit der Patentierung seines Verfahrens gilt er als Erfinder des alkoholfreien Weins. Das Unternehmen dieses Pioniers ist auch heute noch spezialisiert auf die Herstellung alkoholfreier Weine.

Welche Verfahren gibt es nun, um Wein den Alkohol zu entziehen?
Damit es hier nicht übermäßig technisch wird – letztlich ist unser Thema ja Wein – beschränke ich mich auf eine kurze Vorstellung der gängigsten Verfahren. Diese sind:

  1. Vakuum-Extraktion
  2. Vakuum-Destillation
  3. Umkehrosmose
  4. Kaltfiltration
  5. Schleuderkegelkolonne

Jedes dieser Verfahren hat Vor- und Nachteile. Auch die Kosten unterscheiden sich, was wiederum Einfluss auf den Preis des Endprodukts hat.

Hier sei angemerkt, dass die Entalkoholisierung von Wein ein zusätzlicher Bearbeitungsschritt ist, der natürlich Zeit und Ressourcen in Anspruch nimmt. Wer also vor dem Weinregal steht und denkt „Wow, ganz schön teuer“, muss sich erst mal darüber klar werden, dass die Herstellung eines alkoholfreien Weins eine wirklich aufwändige Angelegenheit ist. Alkoholfreier Wein ist deshalb in der Regel kein Billigprodukt.

Die diversen Verfahren zur Entalkoholisierung haben auch unterschiedlichen Einfluss auf den Geschmack und die Qualität des Endprodukts. Die Auswahl des Verfahrens ist abhängig von den Präferenzen des Herstellers, der gewünschten Aromendichte und der Qualität des entalkoholisierten Weins. Manche Verfahren wirken sich günstiger auf die Aromen oder Geschmacksbestandteile des Weins aus, während andere eine präzisere Kontrolle über den Alkoholgehalt ermöglichen.

Vakuum-Extraktionsverfahren

Das ist das Verfahren, das Vorreiter Carl Jung im Jahr 1907 in Rüdesheim am Rhein erfand. Bei der so genannten Vakuum-Extraktion wird dem Grundwein in einem Vakuum bei niedriger Temperatur (das heißt hier unter 30 °C) der Alkohol entzogen. Diese schonende Methode von Carl Jung zur Alkoholentfernung ist eine spezielle Variante der Vakuumdestillation.

Vorteile:

  • Erhaltung von Aromen
    Ziel ist es, die Aromen des Weins möglichst gut zu bewahren, indem die Entalkoholisierung bei niedrigeren Temperaturen (unter 30 °C) durchgeführt wird.
  • Geringeres Risiko für Aromaveränderungen
    Neben der Bewahrung von Aromen zielt die Methode von Carl Jung außerdem darauf ab, das Risiko für Aromaveränderungen während des Entalkoholisierungsprozesses zu minimieren.

Nachteile:

  • Ähnlich wie bei der Vakuum-Destillation können geringe Alkoholmengen im fertigen Produkt zurückbleiben.
  • Um das Verfahren durchzuführen, bedarf es einer speziellen Ausrüstung, bzw. muss die Entalkoholisierung bei einem spezialisierten Dienstleister erfolgen.

Kosten:

  • Die Vakuum-Extraktion ist eines der teureren Verfahren zur Entziehung von Alkohol, liefert dafür aber auch gute Ergebnisse.

Vakuum-Destillation

Auch bei diesem Verfahren kommt ein Vakuum zum Einsatz, um den Siedepunkt des Alkohols zu senken. Dadurch kann der Alkohol bei niedrigeren Temperaturen als bei normalem Atmosphärendruck verdampfen. Ziel der Vakuumdestillation ist es ebenfalls, den Alkohol aus dem Wein zu entfernen, während gleichzeitig die Aromen und anderen Bestandteile des Weins so weit wie möglich erhalten bleiben.

Vorteile:

  1. Erhaltung von Aromen
    Da die Vakuum-Destillation im Vergleich zu anderen Entalkoholisierungsmethoden bei niedrigeren Temperaturen durchgeführt wird, können die Aromen des Weins besser bewahrt werden.
  2. Schonende Behandlung
    Da der Prozess bei niedrigen Temperaturen stattfindet ist die Gefahr gering, dass die chemische Zusammensetzung des Weins verändert wird. Damit ist die Wahrscheinlichkeit hoch, dass der entalkoholisierte Wein geschmacklich nah am Originalwein bleibt.

Nachteile:

  1. Kosten und Technik
    Die Vakuumdestillation erfordert spezielle Ausrüstung und Technologie.
  2. Rückstand von Alkohol
    Es kann ein geringer Restalkoholgehalt im entalkoholisierten Wein verbleiben.

Kosten:

  • Die Ausrüstung und Technologie für die Vakuum-Destillation sind ähnlich kostenintensiv wie bei der Vakuum-Extraktion.

Sowohl die Vakuum-Destillation als auch die Vakuum-Extraktion gelten aufgrund der vergleichsweise schonenden Behandlung als sehr gute Methoden zur Entalkoholisierung von Wein, mit der die Aromen und Charakteristika des Weins möglichst gut bewahrt werden.

Nach dem Entalkoholisieren ist der Wein um den Alkohol leichter.

Umkehrosmose

Dieses Verfahren basiert auf dem Prinzip der Osmose, läuft allerdings in umgekehrter Richtung ab. Die Trennung des Alkohols erfolgt mithilfe einer speziellen Membran (die kannst du dir etwa wie einen Kaffeefilter vorstellen). Unter hohem Druck wird der Wein durch eine halb-durchlässige Membran gepresst. Alkohol und Wasser passieren die Membran, während größere Moleküle und Aromen zurückgehalten werden.

Ablauf der Umkehrosmose für die Entalkoholisierung von Wein:

  • Osmoseprozess: Im Wesentlichen wird Wein durch eine halbdurchlässige Membran geleitet. Diese Membran lässt bestimmte Moleküle passieren, aber hält größere Moleküle zurück. Unter hohem Druck wird der Wein durch diese Membran gepresst.
  • Trennung von Substanzen: Die Membran ermöglicht es, den Alkohol von anderen Bestandteilen des Weins zu trennen. Der Alkohol sowie Wasser können durch die Membran hindurchtreten, während größere Moleküle und andere wichtige Bestandteile des Weins zurückgehalten werden.

Vorteile:

  1. Effiziente Entfernung von Alkohol
    Die Umkehrosmose ermöglicht eine vergleichsweise effiziente Entfernung von Alkohol aus dem Wein.
  2. Geringe Temperaturbelastung
    Im Vergleich zur herkömmlichen Destillation erfolgt die Umkehrosmose bei noch niedrigeren Temperaturen, was dazu beiträgt, die Aromen des Weins besser zu erhalten.

Nachteile:

  1. Möglicher Verlust von Aromen und Bestandteilen
    Auch wenn die Umkehrosmose dazu dient, selektiv Alkohol zu entfernen, können dennoch einige Aromen oder Geschmackskomponenten des Weins die Membran passieren und so verloren gehen.
  2. Kosten und Komplexität: Die Technologie und Ausrüstung für die Umkehrosmose können teuer sein. Zudem erfordert das Verfahren Fachwissen für den Betrieb und die Wartung der Geräte.

Kosten:

  • Die Technologie und Ausrüstung für die Umkehrosmose sind teuer. Das Verfahren erfordert zudem Fachwissen und die Geräte müssen gewartet werden.

Kaltfiltration

Bei der Kaltfiltration wird der Wein bei niedrigen Temperaturen durch spezielle Filter oder Membranen geleitet, um den Alkohol zu entfernen, während die Aromen erhalten bleiben sollen.
Im Gegensatz zu Destillationsmethoden oder der Umkehrosmose zielt die Kaltfiltration auf eine mechanische Entfernung des Alkohols aus dem Wein.

Vorteile:

  1. Erhaltung der Aromen
    Die Kaltfiltration erfolgt bei niedrigen Temperaturen. Dies kann dazu beitragen, die Aromen und Charakteristika des Weins besser zu erhalten.
  2. Einfacheres Verfahren
    Im Vergleich zu anderen Entalkoholisierungsmethoden erfordert die Kaltfiltration weniger aufwendige Ausrüstung und technisches Fachwissen.

Nachteile:

  1. Unvollständige Entfernung von Alkohol
    Die Kaltfiltration entfernt möglicherweise nicht den gesamten Alkohol aus dem Wein. Ein geringer Restalkoholgehalt kann im entalkoholisierten Wein verbleiben.
  2. Potenzieller Verlust von Aromen und Substanzen
    Es besteht das Risiko, dass bestimmte Aromen oder andere wichtige Weinbestandteile während des Filtrationsprozesses verloren gehen.

Kosten:

  • Aufgrund der geringeren Ausrüstung und einfachen Methode ist die Kaltfiltration eines der günstigeren Verfahren zum Entziehen von Alkohol aus Wein.

Schleuderkegelkolonne (Spinning Cone Column)

Dieses sehr moderne Verfahren wurde in Australien entwickelt. Auch die Schleuderkegelkolonne arbeitet in einem Vakuum und basiert auf dem Prinzip der Fraktionierung durch Destillation. In einer speziellen Vorrichtung werden die verschiedenen Bestandteile des Weins basierend auf ihren jeweiligen Siedepunkten getrennt. So wird auch Alkohol entfernt.

Ablauf der Entalkoholisierung mittels Schleuderkegelkolonne:

  • Destillation: Der Wein wird in der Schleuderkegelkolonne destilliert. Diese spezielle Vorrichtung ermöglicht es, die verschiedenen Bestandteile des Weins (einschließlich des Alkohols) zu trennen, da diese Bestandteile unterschiedliche Siedepunkte haben.
  • Fraktionierung: Vereinfacht gesagt, funktioniert das wie ein Bausatz. Die einzelnen Bestandteile des Weins werden in verschiedenen Ebenen der Schleuderkegelkolonne fein säuberlich voneinander getrennt. Alkohol hat einen niedrigeren Siedepunkt als Wasser und andere Bestandteile des Weins, somit verdampft er zuerst. Nach der Fraktionierung setzt man dann aus den einzelnen Bausteinen den Wein wieder zusammen – nur, dass man den Alkohol dabei weglässt.

Vorteile:

  1. Effektive Trennung von Alkohol: Mit der Schleuderkegelkolonne können Alkohol und andere Weinbestandteile effizient und sauber voneinander getrennt werden.
  2. 100 % Entalkoholisierung: Durch die Fraktionierung in der Schleuderkegelkolonne kann die Entfernung des Alkohols genau kontrolliert werden. Damit ist die Herstellung eines völlig alkoholfreien Weins möglich.
  3. Bewahren der Aromen: Nach dem Abtrennen des Alkohols fügt man die Aroma-Fraktion wieder hinzu. So bleibt der weinige Geschmack erhalten.

Kosten:

  1. Kosten: Eine Schleuderkegelkolonne ist eine sehr spezielle Ausrüstung und der Betrieb erfordert Fachkenntnis. Das Verfahren ist eines der innovativsten, aber auch teuersten zur Alkoholentfernung.
Aufgrund mordernster Verfahren bleiben im entalkoholisierten Wein viele Aromen und Geschmacksstoffe enthalten.

Alkoholfreier Wein – wie schmeckt’s?

Wenn du alkoholfreie Weine probierst, dann tappe nicht in die Falle, diese 1:1 mit traditionellen alkoholhaltigen Weinen zu vergleichen. Damit würdest du nämlich Äpfel mit Birnen vergleichen. Dem direkten Vergleich mit einem alkoholhaltigen Wein kann ein alkoholfreier Wein nicht standhalten – schließlich fehlt ihm ein wichtiger Bestandteil, der viel von der Struktur und dem Geschmack von Wein ausmacht.

Die Entalkoholisierung verändert die grundsätzliche Zusammensetzung eines Weins. Vereinfacht gesagt: Einem Ausgangswein mit 12,5 % Alkohol fehlen nach der Entalkoholisierung diese 12,5 %. Bezogen auf die verbleibende Gesamtmenge haben die restlichen Bestandteile nun jeweils größere Anteile. Besonders spürbar ist das bei der Säure. Diese wird zwar absolut gesehen nicht mehr, ist aber nun in 12,5 % weniger Gesamtmasse gelöst und tritt entsprechend stärker hervor. Damit schmeckt alkoholfreier Wein natürlich anders als alkoholhaltiger Wein.

Alkohol ist ein Geschmacksträger. Er gibt dem Wein Fülle und Körper und sorgt für ein weiches Mundgefühl. Ist er weg, schmeckt auch das Produkt anders. Der Körper eines alkoholfreien Weins wird aufgrund des fehlenden Alkohols immer schlank sein. Auch der Abgang, die Länge des Weins, wird eher kurz sein.

Bei manchen Produkten setzen die Hersteller nach dem Entziehen des Alkohols für eine bessere Balance etwas Zucker hinzu. Das puffert die nach der Entalkoholisierung stärtker vervortetende Säure ab und kann im Wein für mehr Fülle und ein volleres Mundgefühl sorgen. Mit etwas Süße bleibt der Wein auch länger am Gaumen, der Abgang wird also länger. Wenn du beim Probieren auf ein sehr geschmeidiges und aromenstarkes Exemplar triffst, wirf‘ mal einen Blick aufs Etikett. Da alkoholfreie Weine dem Lebensmittelgesetz unterliegen, müssen dort alle Inhaltsstoffe aufgeführt werden.

Auch die Kohlensäure in alkoholfreien Schaumweinen1 trägt zu einer besseren Balance und einer besseren Geschmacksentfaltung bei.

Alkoholfreier Wein ist eine eigene Kategorie

So wie (alkoholhaltige) Schaumweine und aufgespritete Weine eigene Kategorien sind, ist auch der alkoholfreie Wein eine Klasse für sich. Beim Probieren und Bewerten alkoholfreier Weine solltest du daher auch nicht dieselben Maßstäbe ansetzen wie beim alkoholhaltigen Wein. Wenn du alkoholfreie Weine probierst, dann leg‘ am besten erst mal den Anspruch, den du an einen „normalen“ Wein hast, beiseite und möglichst unvoreingenommen an die Sache heran..

Welche sensorischen Kritereien sind dann wichtig für alkoholfreie Weine? Ich selbst mache es nicht unnötig kompliziert und gehe wie folgt vor:

  • Riecht und schmeckt das Produkt „weinig“?
  • Sind Aromen erkennbar, die du der/den auf dem Etikett genannten Rebsorte(n) zuschreiben würdest? Wie viele verschiedene Aromen gibt es? Wie intensiv sind die Aromen?
  • Hat das Produkt eine spürbare Säure?
  • Hat das Produkt eine weinähnliche Struktur?
  • Bei Rotwein: sind Tannine spürbar? Sind diese angenehm und gut eingebunden?

Alternative ohne Promille

Da alkoholhaltige und entalkoholisierte Weine große Unterschiede aufweisen, finde ich es unfair, sie direkt miteinander zu vergleichen. Mein persönlicher Anspruch an alkoholfreien Wein ist, dass er in der Struktur und im Aromenbild sowie Geschmack einem alkoholhaltigen Wein möglichst nahe kommt. Er muss und soll aber keine Kopie eines alkoholhaltigen Weins sein, sondern darf für sich alleine stehen.

Die mittlerweile große Bandbreite der entalkoholisierten Weine lädt auf jeden Fall zum Ausprobieren ein.
Hast du schon alkoholfreie Weine probiert? Wie war das? Schreib‘ mir gern deine Erfahrungen.

Mehr über Wein und Weingenuss erfährst du in einem kurzweiligen Workshop mit mir.

  1. Die Begriffe „alkoholfreier Schaumwein“ oder „alkoholfreier Sekt“ sind umgangssprachlich. Die rechtlich korrekte Bezeichnung lautet ganz unsexy „schäumendes Getränk aus alkoholfreiem Wein“. ↩︎

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