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Weingenuss next Level – Wie du deine sensorischen Fähigkeiten trainierst

Weingenuss next Level – Wie du deine sensorischen Fähigkeiten trainierst

Geschrieben von Miriam Schröer am .

Weinsensorik ist nur etwas für Profis? Im Gegenteil: Für mehr Weingenuss profitiert jeder Weinliebhaber davon, seine sensorischen Fähigkeiten zu schulen. Indem du lernst, die Farbe, den Geruch und den Geschmack von Wein zu unterscheiden und zu beschreiben, verbesserst du deine Erfahrung beim Weintrinken.

„Sensorisch prüfen“ bedeutet nichts anderes, als seine Sinne einzusetzen – nämlich den Gesichts-, Geruchs- und Geschmackssinn. Durch Sehen, Riechen und Schmecken können Weinexperten einen Wein beschreiben und bewerten, ob dieser von hoher Qualität ist oder nicht. Die Analyse der sensorischen Eigenschaften eines Weins lässt zum Beispiel Rückschlüsse auf die Herkunft des Weins, die verwendeten Traubensorten sowie auf Herstellungs- und Reifungsmethoden zu.

Mit dem Verständnis der sensorischen Eigenschaften von Wein lernst du beispielsweise deinen eigenen Geschmack und deine Vorlieben besser kennen. Du verstehst besser, welche Art von Wein du magst und wie du diesen gezielt auswählst.
Beispielsweise kannst du durch die Beurteilung des Geruchs und Geschmacks eines Weins feststellen, ob dieser trocken oder süß, fruchtig oder würzig ist. Mit diesem Wissen kannst du einen Wein wählen, der deinen eigenen Vorlieben entspricht. Und es ist doch super, wenn du beim Weinkaufen nicht die Katze im Sack kaufst, sondern treffsicher die Flasche aus dem Regal ziehen kannst, die dir auch sicher schmecken wird. Oder wenn du dem Sommelier im Restaurant eine gute Vorstellung davon geben kannst, was du magst (und was nicht).
Allein unter diesem Aspekt – wer möchte schon Geld für Wein ausgeben, der einem nicht schmeckt? – ist die Entwicklung der eigenen sensorischen Fähigkeiten für jeden Weingenießer unbedingt erstrebenswert.

Für mehr Weingenuss lohnt es sich, wenn du den Unterschied zwischen Erdbeeraromen und dem Aroma anderer roter Früchte erkennen kannst.

Das Schöne: das Handwerkszeug dazu hast du schon, nämlich Augen, Nase und Gaumen. Und sensorische Fähigkeiten hat ebenfalls jeder von uns. Wäre das nicht so, würdest du den Unterschied zwischen Spinat und Himbeeren nicht erkennen und ob du Orangensaft oder Milch trinkst, wäre dir auch egal.
Die Sinne der Weinprofis sind natürlich sehr gut geschult. Dabei ist es tatsächlich so, dass du deinen Geruchs- und Geschmackssinn trainieren kannst wie einen Muskel. Je öfter du übst, desto besser wirst du werden.
Natürlich musst du jetzt nicht jedes Glas Wein in seine sensorischen Bestandteile zerlegen.
Aber mit schöner Regelmäßigkeit die Sinne trainieren macht durchaus Spaß, vor allem wenn du merkst, dass du mit der Zeit immer treffsicherer wirst. Probier‘ es einfach mal aus!

Sensorische Fähigkeiten trainieren

Was deine Augen dir über den Wein verraten
Was deine Nase dir über den Wein verrät
Was dein Gaumen dir über den Wein verrät
Was du aus alledem schlussfolgern kannst

Unten habe ich für dich zusammengefasst, wie du Wein wie ein Profi verkostest und dabei deinen sensorischen „Muskel“ trainierst. Mach dir am besten immer auch Notizen: wenn du denselben Wein zu einem späteren Zeitpunkt nochmal probierst, vergleiche deine Notizen (nach dem Verkosten!) – du wirst ziemlich sicher Verbesserungen in der Treffsicherheit und Genauigkeit deiner Beschreibung erkennen.

Auge

Schau dir den Wein im Glas an. Versuche, die Farbe zu beschreiben. Ist dein Weißwein zitronengelb, strohgelb oder eher goldgelb? Auch die Farbtiefe kann dir Aufschluss über z. B. das Alter des Weins geben: ist der Wein sehr hell, mittelkräftig oder eher dunkel in der Farbe?
Faustregel: Helle Weißweine sind tendenziell jünger, dunklere Weißweine tendenziell älter. Rotweine nehmen mit zunehmendem Alter eine hellere, ins bräunliche tendierende Farbe an.

Nase

Nun rieche an deinem Wein. Wenn du das Glas dafür etwas schwenkst, setzt du mehr Aromen frei, der Duft wird dann intensiver und damit leichter wahrnehmbar.
Stelle zunächst fest, wie intensiv der Duft ist, der dir aus dem Glas entgegenströmt:

  • wenig intensiv/dezent
  • von mittlerer Intensität
  • sehr intensiv / stark

Dann versuche, den Duft des Weins zu bestimmen.
Dazu zerlegen wir die Aromen in sogenannte „Cluster“. Ein Cluster ist nichts anderes als ein Block aus verwandten Aromen. Dein Probenwein kann z. B. ein oder mehrere der folgenden Cluster aufweisen:
Der Wein riecht

  • floral (nach Blüten)
  • fruchtig (nach frischen, gekochten oder getrockneten Früchten)
  • vegetabil (nach frischem oder gekochtem Gemüse, frischem Gras oder Brennnesseln, Heu, Oliven,..)
  • würzig (Vanille, Zimt, Muskatnuss, Minze, Pfeffer,..)
  • erdig (Erde, Moos, Pilze, nasser Stein,..)
  • andere (Drops, Zuckerwatte,..)

Zuerst legst du einfach nur die einzelnen Cluster fest, die du wahrnimmst. Erst dann konzentrierst du dich einzeln auf jedes Cluster und versuchst, einzelne Aromen einzugrenzen.
Wenn dein Wein fruchtig riecht:

  • Welche Frucht / Früchte erkennst du? Kernobst (Apfel, Birne,..), Steinobst (Pfirsich, Marille, Kirsche, Pflaume,..), Beerenobst (Johannisbeeren, Erdbeeren, Stachelbeeren,..)?
  • Vielleicht kannst du dann noch differenzieren, ob die jeweiligen Fruchtaromen eher an frisches, gekochtes (z. B. Marmelade) oder getrocknetes Obst (z. B. Dörrzwetschken) erinnern. Das lässt nämlich Rückschlüsse auf das Alter eines Weins zu.

So gehst du mit jedem einzelnen entdeckten Cluster vor.

Gaumen

Wenn du mit deiner Einschätzung der Aromen fertig bist, geht es – endlich – ans Kosten.
Nimm einen Schluck Wein in den Mund und bewege ihn mehrmals hin und her, als wolltest du den Wein kauen. Versuche zunächst, folgende Eindrücke zu bestimmen:

  • Süße: ist der Wein trocken, nicht ganz trocken (halbtrocken) oder süß?
  • Säure: Wie schätzt du den Säuregehalt des Weins ein (viel, mittel, wenig)?
  • Tannin (das „Adstringierende“ (oder „Pelzige“) beim Rotwein): gibt es viel oder wenig davon?
  • Alkohol: hat der Wein eher viel oder wenig davon? Je höher der Alkohol, desto eher spürst du ein „wärmendes“ Gefühl beim Herunterschlucken. Auch der sogenannte Körper des Weins wird tendenziell runder und fülliger, je höher der Alkoholgehalt ist.
  • Körper: fühlt der Wein sich im Mund „schlank“ an oder eher füllig („schwerer“, öliger, mehr)?

Diese Aspekte beschreiben alle die Struktur des Weins.

Jetzt endlich geht es daran, den Geschmack zu bestimmen.
Ordne zunächst die geschmackliche Intensität des Weins ein:

  • Ist da viel Geschmack?
  • Eher mittel?
  • Oder ist der Geschmack nur sehr dezent?

Jetzt bestimmst du die geschmacklichen Komponenten. Hierbei gehst du genauso vor wie beim Geruch.
Anhand des Weingeschmacks bestimmst du wieder deine Cluster. Wonach schmeckt der Wein?

  • floral (nach Blüten)
  • fruchtig (nach frischen, gekochten oder getrockneten Früchten)
  • vegetabil (nach frischem oder gekochtem Gemüse, frischem Gras oder Brennnesseln, Heu, Oliven,..)
  • würzig (Vanille, Zimt, Muskatnuss, Minze, Pfeffer,..)
  • erdig (Erde, Moos, Pilze, nasser Stein,..)
  • andere (Drops, Zuckerwatte,..)

Dann zerlege die Cluster ebenso wieder in einzelne Komponenten.
Wenn dein Wein vegetabil schmeckt:

  • Welche Pflanzen erkennst du? Gras (Gras, Brennnesseln, Tomatenblätter,..), Gemüse (Paprika, Spargel, Oliven,..), Getrocknetes (Heu, Teeblätter, getrocknete Kräuter,..)
  • Vielleicht kannst du dann noch differenzieren, ob die jeweiligen Aromen eher an frisches, gekochtes oder getrocknetes Gemüse erinnern. Das kann nämlich auf das Alter oder auch die Herkunft eines Weins hinweisen.

Meistens findest du im Geschmack dieselben oder ähnliche Komponenten wie die, die du bereits in der Nase wahrgenommen hast.
Am Schluss achtest du noch auf den sogenannten „Abgang“:
Wie lange, nachdem du den Wein heruntergeschluckt hast, schmeckst du ihn noch? Eine Sekunde? 10 Sekunden? Länger?

Mit Sensoriktraining zu mehr Weingenuss

Jetzt hast du dich mit einem kleinen Schluck Wein ganz schön lange beschäftigt. Zieh‘ nun Bilanz:

  • Was hat dir an dem Wein gefallen? Kannst du sagen, warum?
  • Was hat dir nicht gefallen? Und kannst du beschreiben, warum nicht?

Wenn du diese Übung öfter mal gezielt machst, wirst du wahrscheinlich feststellen, dass dir bestimmte Aromen und Geschmackskomponenten immer wieder gut gefallen und andere nicht so sehr. Mit diesem Wissen, was dir persönlich zusagt, kannst du Weine für zu Hause viel gezielter aussuchen bzw. dich viel besser beraten lassen. So wirst du nach und nach immer sicherer und wirst nur noch Weine kaufen, die dir auch wirklich schmecken.

Und Verkosten macht ja auch echt Spaß! Probier doch mal verschiedene Weine in einer Runde mit Freunden und diskutiert darüber. Oder komm zu meinem Sensorikworkshop. Da schärfst du deine Sinne für noch mehr Weingenuss!

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