Skip to main content

10 Weinmythen entlarvt

10 Weinmythen entlarvt

Geschrieben von Miriam Schröer am .

Welche „guten Ratschläge“ du getrost vergessen kannst

Glaubst du, dass „Wein reifen muss, um gut zu sein“ oder dass „Weißwein nur zu Fisch passt“? Diese Aussagen halten sich hartnäckig und führen nicht selten zu Unsicherheit beim Weinkauf oder Weingenuss.

In diesem Artikel möchte ich mit den verbreitesten Weinmythen aufräumen und dir klare, verständliche Infos liefern. Du erfährst, was stimmt und was du für wirklichen Genuss schnell wieder vergessen kannst!

Weinmythos 1: Teurer Wein ist immer besser

Es ist nicht ungewöhnlich (und oft auch gerechtfertigt), dass man den Preis eines Produkts mit dessen Qualität gleichsetzt. So ist man schnell mal geneigt zu glauben, dass ein hoher Preis garantiert, dass der Wein außergewöhnlich gut schmeckt. Marketing und die Darstellung von Wein als Luxusgut machen sich diesen Mythos außerdem zunutze.

Wie ist das wirklich?
Es gibt tatsächlich ein Minimum an Produktionskosten, unter dem man keinen qualitativ guten Wein mehr herstellen kann. In die andere Richtung ist das etwas diffiziler. Der Preis eines Weins ist abhängig von vielen Faktoren, die nicht unbedingt alle mit der tatsächlichen Qualität des Weins zu tun haben. Dinge wie die Herkunft des Weins, die Produktionsmethoden und die Vermarktung spielen eine große Rolle bei der Preisgestaltung. Auch wenn einige hochwertige Weine hohe Preise erzielen können, bedeutet ein hoher Preis nicht zwangsläufig, dass der Wein auch deinen individuellen Geschmack trifft oder dass er „besser“ ist als günstigere Alternativen.
Deine persönliche Bewertung eines Weins, den du selbst konsumieren willst, sollte auf deinem persönlichen Geschmack und nicht auf dem Preis basieren, denn: Gut ist das, was dir persönlich gut schmeckt.

Tipp:
Probiere verschiedene Weine aus verschiedenen Preiskategorien aus und entscheide, was dir davon wirklich schmeckt. Recherchiere auf Online-Plattformen, die Bewertungen und Empfehlungen bieten und besuche Weinverkostungen. Persönliche und fundierte Beratung erhältst du im Fachhandel. Lass dich nicht nur vom Preis leiten, sondern entwickle dein eigenes Geschmacksempfinden und entdecke Weine, die dir persönlich gefallen.

Weinmythos 2: Wein muss reifen

Hat dir schon mal jemand weismachen wollen, dass Wein automatisch besser wird, je länger er lagert? Dieser Mythos ist noch fest in vielen Köpfen verankert, nicht zuletzt wegen der Vorstellung, dass ein besonders alter Wein immer wertvoll und geschmacklich überlegen sein muss. Allerdings trifft dies nur auf einen kleinen Teil aller Weine zu.

Die Wahrheit über die Reifezeit
Tatsächlich sind die meisten Weine, die wir im Supermarkt oder Weinhandel kaufen, für den sofortigen oder kurzfristigen Konsum gedacht. Schätzungen zufolge sind weltweit rund 90 % aller Weine dafür gemacht, innerhalb von ein bis zwei Jahren nach der Abfüllung getrunken zu werden. Das bedeutet, dass sie bereits ihren geschmacklichen Höhepunkt erreicht haben und keine weitere Reifezeit in der Flasche benötigen. Im Gegenteil, viele Weine verlieren bei zu langer Lagerung an Frische und Fruchtaromen.

Welche Weine profitieren wirklich von Reifung?
Nur ein kleiner Prozentsatz aller Weine – meist hochpreisige – ist für eine längere Lagerung geeignet. Diese Weine zeichnen sich oft durch eine gute Tanninstruktur oder einen hohen Säure- oder Zuckergehalt aus, der ihnen das Potenzial verleiht, sich über Jahre oder gar Jahrzehnte hinweg zu entwickeln. Beispiele dafür sind klassische Bordeaux-Weine, edelsüße Rieslinge oder große Barolo-Weine.

Wichtige Faktoren: Rebsorten, Alterungspotenzial und Lagerbedingungen
Ob ein Wein überhaupt von einer längeren Flaschenreife profitiert, hängt von verschiedenen Faktoren ab. Neben der Rebsorte oder dem Weinstil und der Produktionsart spielen auch perfekte Lagerbedingungen eine entscheidende Rolle.

Nicht jeder Wein wird mit der Zeit besser
Die meisten Weine kannst du zeitnah nach dem Kauf genießen – ohne Bedenken, dass du keine ausreichende Zeit zur Flaschenreife gegeben hast.

Ein Weinmythos besagt, dass jeder Wein reifen muss. Aber Vorsicht: das stimmt für die wenigsten Weine.

Weinmythos 3: Wein muss atmen

Viele Weintrinker glauben, dass eine Flasche Wein, sobald sie geöffnet ist, „atmen“ muss, damit der Wein seinen vollen Geschmack entfalten kann. Die Vorstellung ist, dass der Wein durch den Kontakt mit Sauerstoff seine Aromen besser entwickelt und weicher wird. Doch stimmt das wirklich? Muss jeder Wein erst einmal stehen und Luft schnappen, bevor er getrunken werden kann?

Nicht jeder Wein profitiert von Luftzufuhr
Es ist richtig, dass einige Weine von einer Belüftung profitieren. Besonders kräftige, tanninreiche Rotweine können durch Karaffieren weicher und zugänglicher werden. Der Kontakt mit Sauerstoff lässt die Tannine etwas milder erscheinen, und auch komplexe Aromen können sich besser entfalten. Aber das gilt nicht für jeden Wein!
Ist ein Rotwein schon sehr lange gereift, dann würde ich vom Karaffieren absehen – das Risiko, dass die Aromen sich allzu schnell verflüchtigen, ist viel zu groß.

Filigrane Weißweine und junge, fruchtbetonte Rotweine verlieren durch längeres Belüften eher ihre Frische, als dass sie davon profitieren. Diese Weine sollten eher direkt nach dem Öffnen getrunken werden, da sie ihre Aromen in der Regel bereits voll entwickelt haben. Je länger solche Weine an der Luft stehen, desto mehr verflüchtigen sich die feinen fruchtigen Noten, die man eigentlich genießen möchte.

Wann und wie sollte Wein dekantiert werden?
Der Begriff „Wein atmen lassen“ wird oft mit dem Dekantieren gleichgesetzt, was allerdings nicht ganz dasselbe ist. Dekantieren bedeutet, den Wein aus der Flasche in eine Karaffe oder einen anderen Behälter umzufüllen. Dabei geht es nicht nur um das „Luft schnappen“, sondern auch darum, eventuelle Ablagerungen (das Depot eines gereiften Weins) in der Flasche zurückzulassen.

Wenn du einen kräftigen, jungen Rotwein oder einen älteren gereiften Wein trinken möchtest, der etwas Luft vertragen könnte, ist das Karaffieren eine gute Idee. Hier reicht es oft nicht, die Flasche einfach zu öffnen und stehen zu lassen. Der enge Flaschenhals lässt nur wenig Sauerstoff an den Wein. Besser ist es, den Wein in eine Karaffe zu gießen, wo eine größere Oberfläche mit der Umgebungsluft in Kontakt kommt.
Für Weine, die nicht von der Luftzufuhr profitieren, wie junge, leichte Rotweine oder frische Weißweine, ist es hingegen besser, sie direkt aus der Flasche zu servieren.

Weinmythos 4: Wein mit Drehverschluss ist von minderer Qualität

Als sie vor vielen Jahrzehnten aufkamen, hatten Drehverschlüsse lange Zeit ein schlechtes Image. Viele Weintrinker assoziierten die praktischen Schraubverschlüsse automatisch mit billigen Weinen und minderer Qualität. In den Köpfen der Konsumenten hatte sich die Vorstellung festgesetzt, dass ein hochwertiger Wein unbedingt einen Korken haben muss – je besser der Wein, desto hochwertiger der Verschluss. Verstärkt wird das häufig noch durch das fehlende Ritual des Entkorkens, das als Teil des Weinerlebnisses wahrgenommen wird.

Mehr Frische mit Schrauber
Drehverschlüsse haben sich in den letzten Jahrzehnten als eine hervorragende Alternative zum traditionellen Korken etabliert. Vorreiter waren Australien und Neuseeland, mittlerweile ist der Drehverschluss auch in vielen europäischen Ländern, allen voran Deutschland und Österreich, gang und gäbe. Und es werden auch hochwertige Weine bewusst mit Drehverschluss abgefüllt. Der Hauptgrund: der Schrauber bietet eine bessere Kontrolle über die Sauerstoffzufuhr und minimiert das Risiko des „Korkschmeckers“ – einem Fehler, der auftritt, wenn ein fehlerhafter Korken den Wein kontaminiert und ungenießbar macht.
Drehverschlüsse ermöglichen außerdem, dass der Wein auch nach dem Öffnen länger frisch bleibt. Besonders bei Weinen, die jung und fruchtig getrunken werden sollen, ist der Drehverschluss eine ideale Wahl.

Kork versus Drehverschluss
Es gibt immer noch hitzige Debatten zwischen traditionellen Kork-Befürwortern und denen, die den Drehverschluss bevorzugen. Naturkork hat den Vorteil, dass er dem Wein minimale Mengen an Sauerstoff zuführt, was bei manchen Weinen die Reifung begünstigen kann. Auf der anderen Seite ermöglicht der Drehverschluss nahezu keine Sauerstoffzufuhr, was die Aromen und Frische länger erhält. Viele Winzer wählen mittlerweile den Verschluss je nach Weintyp: Während gereifte, komplexe Weine oft mit Naturkork verschlossen werden, nutzen Winzer bei jungen, fruchtigen Weinen gerne den praktischen Drehverschluss.

Der Verschluss sgat nichts über die Qualität des Weins aus
Es kommt vielemehr darauf an, welchen Zweck der Produzent verfolgt. Ein Drehverschluss ist daher keine Abwertung, sondern oft die bewusste Entscheidung für die Bewahrung der Frische und einen sauberen Geschmack.

Weinmythos 5: Wein ist ein Naturprodukt

Wein wird oft als reines, natürliches Produkt wahrgenommen. Die Vorstellung, dass Wein nur aus Trauben und Zeit entsteht, ist allerdings ein Irrglaube. Greift der Mensch nicht ein, entsteht höchstens Essig – und den wollen wir nicht trinken.

Wein ist zwar ein Naturprodukt, aber kein reines
Obwohl Trauben die Grundlage eines jeden Weins bilden, ist die moderne Weinherstellung eine komplexe Angelegenheit. Winzer greifen während des Produktionsprozesses zu verschiedenen Methoden und Zusatzstoffen, um die Qualität und Stabilität des Weins zu sichern. Einer der häufigsten Stoffe, der verwendet wird, ist Schwefeldioxid (SO₂), das in geringen Mengen zugesetzt wird, um den Wein vor Oxidation und Bakterien zu schützen.

Neben Schwefel gibt es eine Reihe von anderen Hilfsstoffen, die bei der Weinherstellung zum Einsatz kommen können, wie z. B. Hefen, Enzyme oder Klärmittel. Die moderne Weinproduktion ist also nicht immer so „natürlich“, wie viele vielleicht glauben (möchten).

Naturwein als Alternative?
In den letzten Jahren hat so genannter Natural Wine (Achtung: der Begriff ist nicht eindeutig definiert) an Beliebtheit gewonnen. Hierbei handelt es sich in der Regel um Weine, bei deren Herstellung so wenig wie möglich in den natürlichen Prozess eingegriffen und auf Zusatzstoffe weitestgehend verzichtet wird. Diese Weine sind oft unfiltriert, trüber und haben einen intensiveren, manchmal ungewohnten Geschmack. Sie werden in der Regel in kleinen Mengen produziert und oft (aber nicht immer) biologisch oder biodynamisch angebaut.

Ganz ohne geht es nicht
Auch wenn Wein ein Naturprodukt ist, erfordert seine Herstellung oft den Einsatz von Technologien und Zusatzstoffen, um Konsistenz, Geschmack und Haltbarkeit zu gewährleisten. Natural Wines können eine spannende Alternative für diejenigen sein, die nach einem möglichst unverfälschten Produkt suchen. Aber nicht jeder Naturwein ist per se „besser“ – auch hier kommt es wieder auf die individuellen Vorlieben an.

Wein ist ein Naturprodukt? Das ist ein weiterer Weinmythos, den ohne menschliches Zutun würde nur Essig entstehen.

Weinmythos 6: Schwefel im Wein verursacht Kopfschmerzen

Über Schwefel im Wein hast du vielleicht schon gehört, dass dieser angeblich Kopfschmerzen oder andere gesundheitliche Beschwerden verursacht. Aber stimmt das wirklich?

Schwefel ist nicht der Hauptverursacher
Zwar enthält fast jeder Wein Schwefel, aber die Menge ist äußerst gering. Sogar unser tägliches Essen – von Trockenfrüchten bis hin zu Kartoffelchips – enthält oft wesentlich höhere Schwefelmengen als ein Glas Wein. Tatsächlich liegt der Schwefelgehalt im Wein bei etwa 10 bis 200 Milligramm pro Liter, was weit unter den Mengen liegt, die zu gesundheitlichen Problemen führen könnten. Kopfschmerzen nach dem Weingenuss haben meist andere Ursachen.

Was wirklich hinter den Kopfschmerzen steckt
Kopfschmerzen nach dem Genuss von Wein sind eher auf andere Faktoren zurückzuführen. Eine der häufigsten Ursachen ist Dehydrierung. Alkohol wirkt harntreibend, was bedeutet, dass dein Körper mehr Flüssigkeit verliert, was wiederum zu Kopfschmerzen führen kann. Auch Histamine, die in höheren Konzentrationen in Rotwein vorkommen, können bei empfindlichen Personen Kopfschmerzen oder allergieähnliche Symptome auslösen.
Ein weiterer möglicher Übeltäter sind sogenannte Fuselöle (Congenere), die bei der Gärung entstehen. Diese Verbindungen sind in Weinen mit höherem Alkoholgehalt und komplexeren Aromen, insbesondere in Rotweinen, häufiger anzutreffen. Sie können Kopfschmerzen oder einen Kater verstärken.

Tipp
Wenn du nach dem Weingenuss anfällig für Kopfschmerzen bist, solltest du eher auf Faktoren wie Flüssigkeitszufuhr, Alkoholkonsum und Histaminempfindlichkeit achten. In den meisten Fällen ist es nicht der Schwefel, sondern dein Körper, der dir signalisiert, dass er eine Pause braucht.
Mit dieser Strategie genieße ich übrigens seit Jahren kopfschmerzfrei: Pro Schluck Wein, den ich zu mir nehme, trinke ich zwei Schluck Wasser.

Weinmythos 7: Rotwein ist hochwertiger als Weißwein

Warum soll Rotwein grundsätzlich von höherer Qualität sein als Weißwein? Möglicherweise stammt das daher, dass Rotwein oft als komplexer, schwerer und „erwachsener“ wahrgenommen wird und die Herstellung aufwändiger bzw. die Reifedauer länger sind. Weißwein hingegen wird häufig mit leichteren, fruchtigeren Aromen in Verbindung gebracht, was den Eindruck erweckt, er sei weniger anspruchsvoll. Diese Annahme führt dazu, dass nicht wenige Konsumenten automatisch zu Rotwein greifen, wenn sie etwas „Besonderes“ oder „qualitativ Hochwertiges“ suchen.

Qualität ist eine Frage der Verarbeitung und des Stils, nicht der Farbe
Qualität und Geschmack eines Weins sind abhängig von vielen Faktoren, wie dem Terroir (Boden, Klima), der Rebsorte, der Verarbeitung und der Reifung. Weißweine können genauso komplex, tief und beeindruckend sein wie Rotweine. Einige der besten Weißweine der Welt, wie zum Beispiel ein reifer Riesling oder ein hochwertiger Chardonnay, bieten eine Aromenfülle udn Tiefe, die jeden Rotwein-Liebhaber in Staunen versetzen können.

Rotwein enthält zwar mehr Tannine, die ihm seine Struktur und sein Alterungspotenzial verleihen, doch das macht ihn nicht automatisch „besser“. Auch Weißweine können über ein großartiges Alterungspotenzial verfügen, so zum Beispiel überdauern edelsüße Weine spielend mehrere Jahrzehnte und entwicklen sich mit den Jahren zu immer komplexeren Preziosen. Zudem gibt es Weißweine, die besonders gut zu bestimmten Speisen passen, wo Rotwein schlichtweg fehl am Platz wäre.

Weinmythos 8: Helle Rotweine sind leichter als dunkle Rotweine

Manche Konsumenten glauben immer noch, dass dunkle Rotweine automatisch kräftiger und komplexer sind als Rotweine von hellerer Farbe. Diese Annahme ist so weit verbreitet, dass gar nicht wenige Menschen allein aufgrund der Farbe eine Vorentscheidung treffen, ob der Wein ihrem Geschmack entsprechen wird oder nicht.

Die Farbe eines Weins sagt nichts über seine Qualität aus
Die Farbe eines Weins hängt primär von der Traubensorte, der Schalenkontaktzeit während der Gärung und weiteren Methoden der Weinherstellung ab. Sie hat hingegen nur wenig mit dem Körper, der Struktur oder der Intensität des Weins zu tun.
Ein typisches Beispiel für einen hellen Rotwein mit intensivem Geschmack ist Barolo, der aus der Nebbiolo-Traube hergestellt wird. Obwohl er eine relativ helle Farbe hat, ist er tanninreich, kräftig und extrem langlebig. Auf der anderen Seite gibt es dunkle Rotweine wie den Merlot, der trotz seiner tiefen Farbe eher weich und geschmeidig im Mund ist.

Verlasse dich beim Weinkauf nicht nur auf die Farbe, sondern achte auf andere Faktoren wie Traubensorte, Herkunft und die Beschreibung des Winzers. Die Farbe ist nur ein Teil des Puzzles.

Es ist ein Weinmythos, dass dunkle Rotweine besser sind als helle.

Weinmythos 9: Verschnitte sind minderwertig

Trinkst du lieber rebsortenreine Weine oder magst du auch Cuvées? Es soll ja Menschen geben, die glauben, dass ein Verschnitt, also ein Wein, der aus Weinen mehrerer Rebsorten besteht, von geringerer Qualität ist als ein sortenreiner Wein. Nach diesem Mythos soll ein Winzer Weine verschneiden, um Mängel zu kaschieren, und dass nur Weine, die aus einer einzigen Rebsorte bestehen, wirklich hochwertig sind.

Das Ganze ist mehr als die Summe seiner Teile
Einige der besten und bekanntesten Weine der Welt sind Verschnitte, auch als „Cuvée“ bezeichnet. Ein Verschnitt erlaubt es Winzern, die Stärken verschiedener Rebsorten zu kombinieren, um komplexere, ausgewogenere Weine zu kreieren. So kann etwa eine Rebsorte für fruchtige Aromen sorgen, während eine andere dem Wein Struktur und Tiefe verleiht.

Ein klassisches Beispiel ist die Bordeaux-Cuvée, die normalerweise aus einer Kombination von Cabernet Sauvignon, Merlot, Cabernet Franc und manchmal Petit Verdot oder Malbec besteht. Hier sorgen die unterschiedlichen Eigenschaften der Rebsorten dafür, dass der Wein in verschiedenen Aspekten – Aroma, Geschmack, Struktur und Alterungspotenzial – ausgewogen ist. Dies ist keine „Abwertung“, sondern im Gegenteil eine hohe Kunst der Weinherstellung, die ein tiefes Verständnis der Rebsorten und ihrer Interaktionen erfordert.
Winzer nutzen Verschnitte gezielt, um Weine zu kreieren, die besser sind, als jede einzelne Rebsorte es allein sein könnte. Ein sortenreiner Wein ist also weder besser noch schlechter – nur anders.

Weinmythos 10: Weißwein passt nur zu Fisch und Huhn, Rotwein nur zu Fleisch

Weißwein wird nach wie vor oft als die perfekte Ergänzung zu leichten Gerichten wie Fisch und Geflügel gesehen, während Rotwein für schwere, herzhafte Fleischgerichte reserviert wird. Viele Weineinsteiger fühlen sich von dieser Regel geleitet, wenn sie zum ersten Mal eine Flasche Wein zum Essen auswählen. Aber wie so oft in der Welt des Weins sind pauschale Aussagen nicht immer hilfreich – und oft sogar irreführend.

Was beim Foodpairing wirklich zählt
Tatsächlich hängt die Wahl des passenden Weins weniger von der Farbe des Fleisches ab, sondern vielmehr von der Zubereitung und den Aromen des Gerichts. Eine sahnige Fischsauce oder ein scharf gewürztes Hühnchengericht können beispielsweise eher nach einem kräftigeren Wein verlangen, unabhängig von dessen Farbe.

Statt dich starr an Farbregeln zu halten, solltest du auf die Geschmacksintensität und die Art der Zubereitung achten. Ist das Gericht eher leicht und frisch oder üppig und würzig? Ein Gericht mit intensiven, würzigen Aromen kann durchaus einen kräftigen Weißwein oder einen leichten Rotwein vertragen, während ein einfaches Gericht mit zurückhaltenden Aromen vielleicht von einem filigranen Wein besser ergänzt wird.

Letztendlich sind diese alten Faustregeln eine Vereinfachung, die der Vielfalt der modernen Küche und der Weinauswahl nicht gerecht werden. Beim Kombinieren von Wein und Speisen geht es darum, einen angenehmen Kontrast oder eine harmonische Ergänzung der Aromen zu finden – und das kann auch mal Weißwein zu rotem Fleisch oder Rotwein zu Fisch bedeuten.

Weinmythen entzaubert

Wie du siehst: die gängigsten Weinmythen lassen sich zum großen Teil widerlegen.
Mit ein bisschen Basiswissen wird schnell deutlich, dass viele dieser Annahmen auf veralteten oder schlicht falschen Informationen basieren.

Also: Lass dich nicht von falschen Ratschlägen in die Irre führen. Wie du Weine profimäßig verkostest und ihre Qualität evaluierst, kannst du in einem Sensorik-Workshop mit mir lernen.

Dieser Beitrag wurde unabhängig erstellt und nicht vergütet. Er spiegelt ausschließlich meine persönliche Meinung wider und erhebt keinen Anspruch auf Vollständigkeit. Enthaltene Links sind nicht kommerziell und dienen der Wissensvermittlung.

Dieser Beitrag hat dir gefallen?
Teile ihn auf: